Qualitätsurteil Assekurata: exzellent

Über das H&P-Blog

In unserem Blog erhalten Sie aktuelle Informationen rund um die Themen Vorsorge und Versicherungen, über unser Unternehmen und was uns in München auffällt und gefällt.

Diskutieren Sie mit: Wir freuen uns über Ihre Kommentare und jedes konstruktive Feedback.

RSS-Feed abonnierenRSS-Feed

Beitrags-Archiv

23. August 2013

Kommt nach der Bundestagswahl die Bürgerversicherung?

Seit langem streiten sich die Parteien in Berlin um das richtige Konzept beim Thema Krankenversicherung. Bisher blieb uns das System aus privaten Krankenversicherungen und gesetzlichen Krankenkassen erhalten, nicht zuletzt weil CDU/CSU und FDP das so wollten. Könnte sich das nach der Wahl in einer großen Koalition mit der SPD ändern?

Bürgerversicherung Krankenversicherung

SPD und Grüne favorisieren bekanntermaßen die Idee der Bürgerversicherung, bei der alle im gleichen System versichert wären und für alle Versicherten unterschiedslos auch die gleichen Leistungen angeboten würden. Immerhin könnte man sich bei dieser Lösung durch den Abschluss privater Zusatzversicherungen weitgehend auf den Stand bringen, den heute die privaten Krankenversicherungen bieten.

Ein ideologisches Neidkonstrukt?

Dieses Konzept hat natürlich seine Kritiker. Am lautesten äußern sich derzeit die Vertreter der privaten Krankenversicherungen, nicht zuletzt weil deren Geschäftsgrundlage von der Bürgerversicherung existenziell bedroht wäre. Sie werfen SPD und Grünen vor, aus rein ideologischen Motiven zu handeln und aus Neid auf den Erfolg der privaten Krankenversicherungen diese schwächen bzw. abschaffen zu wollen.

Natürlich darf bei dieser Debatte nicht einseitig nur gegen die Bürgerversicherung bzw. die Pläne von SPD und Grünen polemisiert werden. Erwähnt werden muss ebenso, dass in den letzten 10 Jahren auch bei den privaten Krankenversicherungen Probleme in Erscheinung getreten sind.

Das wiederum liegt ganz wesentlich auch daran, dass dieser Teil des Systems aus politischen Gründen schon seit Jahren geschwächt wird. Die privaten Krankenversicherungen könnten ganz anders dastehen und viel mehr leisten, wenn man ihen nur mehr Handlungsspielraum geben würde (worauf wir in einem gesonderten Artikel noch genauer eingehen werden).

Überhaupt wäre mehr Wettbewerb und weniger staatliche "Fürsorge" im Gesundheitssystem gut. Das könnte etwa durch eine Senkung der Versicherungspflichtgrenzen erreicht werden. Hier hat es die Regierungskoalition in Berlin klar versäumt, in den letzten vier Jahren eine Weichenstellung zugunsten von mehr Wettbewerb vorzunehmen und das mit einem Gesundheitsminister von der FDP...

Die Bürgerversicherung hat große Schwächen

Wer aber das Konzept der privaten Krankenversicherung nicht stärkt, braucht sich nicht zu wundern, wenn im Wahlkampf der politische Gegner dagegen polemisiert, Schwächen und Fehler als systembedingt hinstellt und dagegen die Bügerversicherung in Stellung bringt.

Deshalb muss an dieser Stelle deutlich betont werden, dass eine Bürgerversicherung die Herausforderung des demografischen Wandels nicht lösen wird, geschweige denn eine Antwort auf Kostensteigerungen durch den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt in der Medizin bieten kann. Was an diesem Konzept "zukunftsfähig" sein soll, erschließt sich uns bei Hengstenberg & Partner nicht.

Wie groß aber ist letztlich das Risiko, dass nach der Bundestagswahl die Bürgerversicherung in Deutschland Realität wird?

Was passiert nach der Wahl?

Die große Koalition aus CDU/CSU und SPD ist durchaus eine Option, auch wenn kein Spitzenpolitiker dieser Parteien davon wirklich begeistert wäre. Zwar sieht es aktuell ganz danach aus, als könnte die christdemokratisch-liberale Koalition wieder eine (knappe) Mehrheit erringen, die große Koalition ist deswegen aber noch nicht aus dem Rennen: Es müssen am Wahltag nur ein paar Stimmen fehlen und schon steht Angela Merkel vor einer sehr unbequemen Koalitionsfrage.

Sollte dieser Fall eintreten, rechnen wir nicht mit massiven Änderungen des Gesundheitssystems. Die Partner einer großen Koalition werden sicherlich kleinere Eingriffe vornehmen, die große Reform jedoch um weitere vier Jahre verschieben und auf andere Mehrheitsverhältnisse hoffen. Im Klartext heisst das: Wir sehen derzeit noch keine Gefahr für die private Krankenversicherung. 

Die richtige Krankenversicherung heute

Wer also heute vor der Wahl steht, aus der gesetzlichen in die private Krankenversicherung zu wechseln, muss seine Entscheidung nicht bis nach der Bundestagswahl am 22. September 2013 aufschieben. Ausschlaggebend sollte vielmehr eine gründliche Analyse der persönlichen Situation und der Lebensplanung sein.

Keinesfalls sollte man in der aktuellen Situation den stark ideologisch aufgeladenen Argumenten von Befürwortern und Gegnern einer Bürgerversicherung Glauben schenken: Das Meiste sind nur Drohkulissen und Scheingefechte.

Versicherungsmakler Andrik Kurschewitz

Andrik Kurschewitz

Andrik Kurschewitz ist Geschäftsführer und Gesellschafter von Hengstenberg & Partner, dem unabhängigen Versicherungsmakler in München. Im H+P-Blog schreibt er überwiegend über Themen zur Personenversicherung und Altersvorsorge.

Autor: Andrik Kurschewitz Datum: 23. August 2013

Kategorien: Krankenversicherung

2 Kommentar(e) zu diesem Beitrag - schreiben Sie auch einen!

  1. Chefpraktikant schrieb am 27. August 2013

    Was sagen Sie denn zu den heute bekanntgewordenen Plänen unseres Gesundheitsministers Bahr, dass jeder in die private Krankenversicherung wechseln dürfe? Bringt das "frisches Blut" – sprich Geld – in die Kassen der Privaten oder verwässert das das ganze Konzept?

  2. Andrik Kurschewitz (H+P) schrieb am 28. August 2013

    Wir räumen der Umsetzung dieser Ideen keinerlei politische Chancen ein – das ist schade, hätte dies nämlich einige Vorteile, z.B.:

    • Stärkung des Systems der Privaten Kranken­versicherung (PKV) nach vielen Jahren der ideologisch und nicht sachlich motivierten Schwächung
    • Nachhaltigere, demografie­resistentere Finanzierung des im Alter zunehmenden Krankheits­risikos durch Alterungsrückstellungen
    • Echter Wettbewerb zwischen der gesetzlichen Kranken­versicherung (GKV) und der PKV
    • Förderung des Systemwettbewerbs zwischen Umlage­verfahren (GKV) und Kapital­deckungs­verfahren (PKV)
    • Sicherung von Arbeits­plätzen im Gesundheits­wesen

    Allerdings müssten verschiedene Voraus­setzungen geschaffen werden, um Fehlent­wicklungen zu vermeiden, z.B.:

    • Abschaffung kranken­versicherungs­fremder Leistungen in der GKV
    • Reduzierung der Leistungen in der GKV auf ein dauerhaft finanzier­bares Mindestmaß
    • Finanzierung der beitragsfreien Mitver­sicherung von Kindern über Steuer­mittel und Ausweitung dieses bisher einseitigen GKV-Vorteils auf die PKV oder Abschaffung dieser Privilegierung der GKV
    • Kontrahierungszwang für die PKV in Grund­sicherungs­tarifen, die den Leistungen der GKV entsprechen

    Alles Punkte, die eine Umsetzung nicht wahrschein­licher machen...

Schreiben Sie einen Kommentar

Wir freuen uns über Ihren Kommentar! Spam, Werbung und Unhöflichkeiten werden rigoros gelöscht. Kritische Kommentare sind o.k.

Bitte benutzen Sie einen persönlichen Namen oder Initialen und nicht den Namen eines Unternehmens oder einer Website – dies würde als Spam gewertet und gelöscht.

Mini-Frucht vom unabhängigen Versicherungsmakler Hengstengerg & Partner