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Beitrags-Archiv
16. Dezember 2015
Zuzahlungen zur gesetzlichen Rentenversicherung – eine Milchmädchenrechnung
Hartnäckig hält sich die Empfehlung zu freiwilligen Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung – nicht zuletzt weil die Medien immer wieder unreflektiert darüber berichten. Dabei ist die Deutschen Rentenversicherung mit ihrem Umlageverfahren ein Problemfall – wegen des demografischen Wandels und der Tatsache, dass wir immer länger leben.
Sie dachten die gesetzliche Rentenversicherung sei nur eine Sache der normalen Angestellten? Weit gefehlt! Heute kann fast jeder Einzahlungen in dieses System leisten: Mütter, Freiberufler, Beamte und sogar Frührentner.
Für beinahe jede Personengruppe gibt es irgendwo ein Türchen, durch das hindurch man freiwillige Beiträge bzw. Nachzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung (früher: Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, BfA bzw. Landesversicherungsanstalt, LVA) leisten kann.
Die deutsche Rentenversicherung freut sich über jeden Euro!
In Berlin, am Sitz der Deutschen Rentenversicherung, ist man froh über jeden zusätzlichen Euro, der seinen Weg in die hauseigenen Kassen findet. Deshalb fehlt es auch nicht an Möglichkeiten für freiwillige Einzahlungen:
- fehlende Ausbildungszeiten können durch Nachzahlungen ausgeglichen werden
- Selbständige können sich für den Rentenfall absichern
- Mütter können Lücken schließen und sich so eine bessere Rente sichern
- Frührentner können durch Zuzahlungen Rentenminderungen verhindern
Generell können solche Zahlungen mit höheren Einmalbeiträgen oder über laufende Zahlungen getätigt werden. Im Einzelfall gelten bestimmte Mindestbeträge bzw. Höchstgrenzen.
Das Problem der freiwilligen Zahlungen: Solche Zuzahlungen lohnen sich nur in sehr wenigen Fällen. Warum? Weil es im deutschen Rentensystem kein garantiertes Rentenversprechen gibt!
Das Umlageverfahren der deutschen Rentenversicherung als Knackpunkt
Auf den ersten Blick sehen die Musterrechnungen der deutschen Rentenversicherung durchaus attraktiv aus: Denn dabei wird meist auf lange Zeiträume gerechnet und mit den heute geltenden Rentenansprüchen kalkuliert. Wer 30 Jahre lang einen festen monatlichen Betrag spart, kann eine bestimmte monatliche Rente erwarten.
Dabei wird jedoch gerne verschwiegen, dass solche Beispielrechnungen keinerlei Garantie darstellen. Im Gegenteil: Weil die deutsche Rentenversicherung auf dem Prinzip des Umlageverfahrens basiert, bei dem alle heute eingenommenen Gelder sofort wieder als Rente ausbezahlt werden, kann und wird die Situation in 20 bis 30 Jahren ganz anders aussehen.
Experten sprechen deshalb schon vom "demografischen Winter", der ab dem Jahr 2030 droht. Dann nämlich werden die geburtenstarken Jahrgänge aus der Zeit bis Mitte der 1960er Jahre alle in Rente sein und die wesentlich geburtenschwächeren Folgejahrgänge müssen deren Renten bezahlen. Statistisch betrachtet kommen dann zwei Beitragszahler auf einen Rentner. Wie werden da wohl die Renten aussehen?
Die steigende Lebenserwartung als zusätzliches Problem
Foto Katherine Young, New York
Dazu kommt ein weiteres Problem: Die steigende Lebenserwartung. Schon heute leben die Menschen wesentlich länger als zu der Zeit, als unter Bundeskanzler Konrad Adenauer (siehe Bild) die Rentenversicherung in ihrer heutigen Form als Umlageverfahren (1957) eingeführt wurde.
Unsere Lebenserwartung steigt seit Jahrzehnten immer weiter an: Wer im Jahr 1970 mit 65 als Mann in Rente ging, konnte erwarten noch durchschnittlich 12 Jahre zu leben. Die Rentner von heute gehen im Schnitt sogar ein Jahr früher in Rente, also mit 64 Jahren, und haben aktuell zu diesem Zeitpunkt eine Lebenserwartung von inzwischen schon knapp über 17 Jahren.
Adenauer konnte diese Entwicklung in den 1950er Jahren nicht voraussehen. Es wäre seither aber Zeit genug gewesen, das deutsche Rentensystem zu reformieren und wieder auf ein Kapitaldeckungsverfahren umzustellen, so wie es unter Bismarck einst eingeführt worden war.
Rentenversprechen als Milchmädchenrechnung
Vor diesem Hintergrund sind also die Musterrechnungen der deutschen Rentenversicherung in Sachen Zuzahlungen überwiegend Luftnummern, auf die kein Verlass ist. Bedauerlich ist nur, dass selbst seriöse Zeitungen immer wieder so darüber berichten, als könne man mit diesen Zahlen ernsthaft rechnen!
Zuzahlungen machen deshalb nur in ganz wenigen Ausnahmefällen einen Sinn. Etwa bei Müttern, die sich eine Altersrente sichern wollen und denen noch eines oder zwei der dafür nötigen fünf Beitragsjahre fehlen.
Doch schon bei Rentnern, die früher in den Ruhestand gehen und keine Rentenkürzungen dafür in Kauf nehmen wollen, werden die erforderlichen Zuzahlungen zu einer Wette auf ihre Lebenserwartung: Denn die Zuzahlung lohnt sich in der Regel nur dann, wenn man dafür noch mindestens 20 Jahre lebt.
Selbständige sollten von vornherein Abstand nehmen: Sie werden derzeit mit dem Argument der niedrigen Zinsen bei Lebensversicherungen geködert. Tatsächlich sehen die Musterrechnungen der Deutschen Rentenversicherung erstaunlich gut aus gegenüber so mancher Kalkulation einer Versicherungsgesellschaft. Doch wer sich die hier im Text dargestellten Fakten vor Augen führt, erkennt, dass er mit der deutschen Rentenversicherung auf Sand baut.
Bauen Sie nicht auf Sand, denn es gibt Alternativen
Unsere Empfehlung: Sprechen Sie zuerst mit einem Rentenberater oder mit uns! Wir können Ihnen für ganz unterschiedliche Lebenslagen Alternativen für Ihre Altersvorsorge aufzeigen - insbesondere auch Alternativen zu konventionellen Lebens- und Rentenversicherungen! - und erklären Ihnen die Schwächen im System der deutschen Rentenversicherung gerne im Detail.
Datum: 16. Dezember 2015
Kategorien: Vorsorge
3 Kommentar(e) zu diesem Beitrag - schreiben Sie auch einen!
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Peter Przybilla (H+P) schrieb am 17. Dezember 2015
Hier ein aktuelles Beispiel für eine "Milchmädchenrechnung":
http://www.versicherungsbote.de/id/4835841/Rente-Lebensversicherung-Vergleich/
Kein Wort von den Problemen, in die das Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung aufgrund der demografischen Entwicklung hineinläuft! Kein Wort dazu, dass die gesetzliche Rente nicht garantiert ist!
Und dann im Vergleich gesetzlich / privat auch noch ohne jegliche Rendite einer privaten Basis(Rürup)Rente gerechnet... Wenn man - wie augenscheinlich der Autor - keine Ahnung von Alternativen zur konventionellen Lebens- und Rentenversicherung hat, die es seit Jahren auf dem Markt gibt und die nachweislich positive Renditen nach Kosten erwirtschaften, kann man natürlich nur zu so einem kruden Ergebnis kommen.
Wenn es aus Datenschutzgründen möglich wäre, könnte ich über 1.000 Kunden aus unserem Kundenkreis nennen, die vor teilweise 20 Jahren schon unserer Empfehlung gefolgt sind, keine konventionelle Lebens- / Rentenversicherung abzuschließen, sondern stattdessen z.B. eine Freelax von Standard Life und die sich nun über durchschnittliche Jahresrenditen seit Vertragsbeginn von zwischen 4% und teilweise über 6% (nach Kosten, also echte Beitragsrenditen!) freuen können!
Wenn der Autors seine eigenen Argumente richtig zu Ende gedacht und auch die (in Zukunft immer mehr zunehmenden) Probleme des Umlageverfahrens verstanden hätte, müsste seine Empfehlung eigentlich lauten: Legt all Euer Geld unter's Kopfkissen! Dann ist das Kapital - sofern es zwischendurch nicht geklaut wurde - zum Verrentungszeitpunkt garantiert auch noch vorhanden, wurde aber immerhin nicht vom Demographieproblem aufgefressen...
Barbara Henning (H+P) schrieb am 18. Dezember 2015
Eine kritische Betrachtung der freiwilligen Zusatzbeiträge liefert GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg von Fürstenwerth in einer Kolumne vom 9.12.2015:
"Gesetzliche Rentenversicherung -> Der demografische Wandel lässt sich nicht austricksen"
Zitat von Jörg von Fürstenwerth: "Was bringen freiwillige Extrabeiträge für die gesetzliche Rentenversicherung? Wer dem demografischen Wandel so ein Schnippchen schlagen möchte, der kann genauso daran glauben, dass sich Lügenbaron Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen hat."
Barbara Henning (H+P) schrieb am 18. Dezember 2015
Auch ganz aktuell zum Thema Rentenversicherung ist eine kritische Analyse von Professor Dr. Bert Rürup, Handelsblatt Research Institute, 18.12.2015:
"Rente: Zu schön, um wahr zu sein" [Zielseite existiert nicht mehr]
Zitat von Professor Bert Rürup: "In meiner Analyse „Zu schön, um wahr zu sein“ setze ich mich mit einem derzeit angepriesenen Mittel gegen Altersarmut auseinander: freiwilligen Einzahlungen in die Rentenkasse. Dank der guten Arbeitsmarktentwicklung und den recht kräftigen Lohnsteigerungen in der letzten Zeit ist der Beitragssatz zur Rentenversicherung auf dem niedrigsten Niveau seit 20 Jahren, während die letzten Rentenerhöhungen recht ordentlich waren. Die Folge ist, dass die Beitragsrendite dieses Umlagesystems derzeit bei gut drei Prozent liegt und damit merklich höher ist als die Verzinsung neu abgeschlossener kapitalgedeckter Zusatzversorgungsverträge. Zweifellos wären freiwillige Zusatzbeiträge kurzfristig ein gutes Geschäft für die Einzahler und die Bestandsrentner. Doch der Preis dafür wäre hoch. Mittel- bis langfristig würde so der Druck auf die Beitragssätze und das Rentenniveau erhöht. Die durch die Reformen des letzten Jahrzehnts mühsam errungene längerfristige Stabilisierung würde konterkariert, ohne dass das größer werdende Risiko von Altersarmut substanziell verringert würde."